Donnerstag, 2. Oktober 2014

Mein Farmalltag


Jetzt bin ich schon seit 7 Wochen auf der Alpakafarm in der Nähe von Cobourg östlich von Toronto. Das interessante am Leben auf einer Farm ist, dass man jeden Tag etwas Neues kennenlernt. Morgens gehe ich immer als erstes in den Stall und schaue nach Tieren. Hier werden Männchen und Weibchen stets getrennt voneinander gehalten, da es sonst wie Lillian und Casey sagen eine „wilde Party“ gibt, die mit unerwünschtem Nachwuchs endet. Das kann oft sogar richtig gefährlich für Mutter und Kind werden, wenn diese im tiefen Winter geboren werden. Um die Jahreszeit ist es hier nämlich nicht selten wochenlang -20 Grad kalt und der Schnee ist über 1 m hoch. Für Alpakababys sind das nicht die besten Voraussetzungen. Deshalb muss auch immer darauf geachtet werden, dass die Gatter doppelt verriegelt sind!

 
Da jeden Tag ein Stalljunge auf der Farm ist, um den Stall sauber zu machen und den Tieren Futter und Heu zu geben, musste ich das nur eine Woche lang machen, als er im Urlaub war. Bei 65 Alpakas ist das eine ziemliche Arbeit. Am ersten Tag wurde ich auch gleich mit grüner Alpakaspucke begrüßt. Gott sei Dank spucken sie sich nur gegenseitig an. Aber manchmal gerät man da schnell zwischen die Fronten :D

 
Tagsüber erledige ich meistens das, was gerade so anfällt :) Nach wochenlangem Entfernen von Disteln habe ich es endlich geschafft, das Gehege komplett von den Disteln zu befreien. Das war zum Teil ganz schön anstrengend, weil dieses Jahr sind sie hier zu einer richtigen Plage geworden. Manchmal helfe ich auch im Haushalt oder arbeite im Garten. Auf einer Farm gibt es ja bekanntlich immer viel zu tun ;)

 


Die letzten beiden Wochen war ich dann ganz alleine auf der Farm, da meine Farmer zu einer Hochzeit nach London geflogen sind. In der Zeit habe ich mich um die Farm und die Tiere gekümmert. An oberster Stelle stehen dabei natürlich als erstes die Tiere. Vor allem Benni, der einzige Hund, der nur im Haus ist, brauchte in der Zeit viel Aufmerksamkeit. Nach einer Woche habe ich gemerkt, dass ein Alpaka nur auf dem Boden lag und nicht mehr aufstehen konnte. Normalerweise sind die Tiere sehr schreckhaft und lassen sich wenn überhaupt nur am Rücken anfassen. Das Alpaka hat sich aber kaum gerührt, als ich näher kam, und ließ sich auch anfassen. Ihr Fell war ganz weich und flauschig <3 Eine andere Farmerin hat sie dann in den Stall getragen. Am nächsten Tag meinte der Tierarzt, dass sie keine Kontrolle über ihr hinteres Bein hat. Als es eine Woche später immer noch nicht besser war, musste auch die Möglichkeit das Tier einzuschläfern in Betracht gezogen werden. Aber das muss Gott sei Dank nicht ich entscheiden! Als Lillian und Casey dann nach 2 Wochen wieder gekommen sind, war ich ziemlich froh nicht mehr ganz alleine mit der Verantwortung hier zu sein! Gestern wurde dann entschieden, dass es besser ist, sie einzuschläfern. Ich musste dabei ihre Füße festhalten. Als der Tierarzt ihr die Spritze gegeben hat, hat sie angefangen am ganzen Körper zu zucken und dann war sie plötzlich ganz still :( Auch solche traurigen Momente gehören leider zum Farmleben dazu. Später haben wir sie noch begraben und Abschied genommen.