Sonntag, 9. November 2014

Indian Summer

Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht!! Meine ersten 3 Monate in Kanada sind nun vorüber und damit auch meine Arbeit auf der Farm.

Mitte Oktober fängt in Ontario ja bekanntlich der Indian Summer an. Ich hatte zwar vorher schon viel darüber gehört und auch Bilder von der Landschaft gesehen, aber richtig etwas darunter vorstellen konnte ich mir trotzdem nicht .. Spätestens jetzt weiß ich, was für eine Blätterfarbenpracht der Indian Summer mit sich bringt!

In dieser Zeit ist es aber auch sehr schnell kalt geworden. Besonders die Nächte sind eisig kalt geworden!



An einem Wochenende sind wir mit der ganzen Familie zum Cottage in die Nähe von Bancroft gefahren. Das liegt ungefähr 2 Stunden nördlich von der Farm an einem kleinen See. Schon die Autofahrt dahin war traumhaft mit den vielen Seen und den unterschiedlichen Blätterfarben. Am See angekommen sind wir mit einem kleinen Motorboot auf die andere Seite gefahren, da es keine Straße dorthin gibt. Allein der Einstieg ins Boot war mehr als abenteuerlich!! Das Boot ragte gerade mal 5 cm aus dem Wasser und es war richtig kalt. Gott sei Dank hat die Fahrt nur 10 Minuten gedauert. Das Cottage war zwar nicht besonders groß, das Grundstück aber umso mehr :D Als erstes haben wir ein gemütliches Lagerfeuer gemacht, da es sonst zu kalt gewesen wäre. Leider ist es im Norden Ontarios meistens schon eher kälter und deshalb verlieren die Bäume ihre Blätter früher. Die Wochenenden davor sollen deshalb noch schöner gewesen sein. Aber die Aussicht über den See war trotzdem fantastisch – zu mindestens als die Sonne endlich mal rausgekommen ist :P


 

Auf dem Rückweg hat es dann mitten auf dem See angefangen zu regnen und wir sind alle klitschnass geworden. Umso schneller wollten wir danach direkt ins Auto um uns aufzuwärmen. Aus dem Auto haben wir dann – leider ein bisschen zu spät – gesehen, wie das Boot immer weiter auf den See hinausgetrieben ist. Henry hat sofort Schuhe und Jacke ausgezogen und ist in den See gerannt. Nach einer kleinen Schwimmeinheit hat er das Boot noch erreicht und ist mitsamt Boot wieder zum Ufer geschwommen. Das Wasser war jedenfalls eiskalt, meinte er :D


Da Lillians Nichte in Kingston wohnt - das liegt ca. 1 h östlich von der Farm am Lake Ontario - hat es sich angeboten sie für ein paar Tage zu besuchen. Da wir erst spät abends losgefahren sind, konnte man auf der Fahrt leider kaum etwas sehen. Am nächsten Morgen bin ich dann in einer typisch nordamerikanischen Vorstadtsiedlung aufgewacht, wo jedes Haus wie das andere aussah und ich mir bis zum Schluss nicht merken konnte, in welchem Haus sie gewohnt hat :D

Den ersten Tag habe ich viel von der Stadt gesehen und wir haben eine Tour quer durch Kingston mit dem Auto gemacht. Am nächsten Tag stand dann die schon lange geplante Bootstour zu den Thousand Islands an. Die Tour war super schön – zu mindestens die erste halbe Stunde davon, da wir danach in eine dichte Nebelbank gefahren sind und nur noch wenige Meter sehen konnten .. Abends ging es auch schon wieder zurück zur Farm, wo ich von Benny schon sehnsüchtig erwartet wurde :)


Dann hieß es auch schon Abschied nehmen von der Farm, den Tieren und natürlich meiner Gastfamilie. Mir sind die Tiere ganz schön ans Herz gewachsen und auch meine Farmer, die alles dafür getan haben, damit die Farm in den letzten Wochen zu meinem neuen Zuhause geworden ist. Aber es wird ganz bestimmt ein Wiedersehen mit allen geben!

Nun heißt es aber erstmal die Rockies - mit hoffentlich genügend Schnee zum Skifahren - zu genießen :) Dort wird mich definitiv ein ganz anderes Landschaftsbild erwarten!

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Mein Farmalltag


Jetzt bin ich schon seit 7 Wochen auf der Alpakafarm in der Nähe von Cobourg östlich von Toronto. Das interessante am Leben auf einer Farm ist, dass man jeden Tag etwas Neues kennenlernt. Morgens gehe ich immer als erstes in den Stall und schaue nach Tieren. Hier werden Männchen und Weibchen stets getrennt voneinander gehalten, da es sonst wie Lillian und Casey sagen eine „wilde Party“ gibt, die mit unerwünschtem Nachwuchs endet. Das kann oft sogar richtig gefährlich für Mutter und Kind werden, wenn diese im tiefen Winter geboren werden. Um die Jahreszeit ist es hier nämlich nicht selten wochenlang -20 Grad kalt und der Schnee ist über 1 m hoch. Für Alpakababys sind das nicht die besten Voraussetzungen. Deshalb muss auch immer darauf geachtet werden, dass die Gatter doppelt verriegelt sind!

 
Da jeden Tag ein Stalljunge auf der Farm ist, um den Stall sauber zu machen und den Tieren Futter und Heu zu geben, musste ich das nur eine Woche lang machen, als er im Urlaub war. Bei 65 Alpakas ist das eine ziemliche Arbeit. Am ersten Tag wurde ich auch gleich mit grüner Alpakaspucke begrüßt. Gott sei Dank spucken sie sich nur gegenseitig an. Aber manchmal gerät man da schnell zwischen die Fronten :D

 
Tagsüber erledige ich meistens das, was gerade so anfällt :) Nach wochenlangem Entfernen von Disteln habe ich es endlich geschafft, das Gehege komplett von den Disteln zu befreien. Das war zum Teil ganz schön anstrengend, weil dieses Jahr sind sie hier zu einer richtigen Plage geworden. Manchmal helfe ich auch im Haushalt oder arbeite im Garten. Auf einer Farm gibt es ja bekanntlich immer viel zu tun ;)

 


Die letzten beiden Wochen war ich dann ganz alleine auf der Farm, da meine Farmer zu einer Hochzeit nach London geflogen sind. In der Zeit habe ich mich um die Farm und die Tiere gekümmert. An oberster Stelle stehen dabei natürlich als erstes die Tiere. Vor allem Benni, der einzige Hund, der nur im Haus ist, brauchte in der Zeit viel Aufmerksamkeit. Nach einer Woche habe ich gemerkt, dass ein Alpaka nur auf dem Boden lag und nicht mehr aufstehen konnte. Normalerweise sind die Tiere sehr schreckhaft und lassen sich wenn überhaupt nur am Rücken anfassen. Das Alpaka hat sich aber kaum gerührt, als ich näher kam, und ließ sich auch anfassen. Ihr Fell war ganz weich und flauschig <3 Eine andere Farmerin hat sie dann in den Stall getragen. Am nächsten Tag meinte der Tierarzt, dass sie keine Kontrolle über ihr hinteres Bein hat. Als es eine Woche später immer noch nicht besser war, musste auch die Möglichkeit das Tier einzuschläfern in Betracht gezogen werden. Aber das muss Gott sei Dank nicht ich entscheiden! Als Lillian und Casey dann nach 2 Wochen wieder gekommen sind, war ich ziemlich froh nicht mehr ganz alleine mit der Verantwortung hier zu sein! Gestern wurde dann entschieden, dass es besser ist, sie einzuschläfern. Ich musste dabei ihre Füße festhalten. Als der Tierarzt ihr die Spritze gegeben hat, hat sie angefangen am ganzen Körper zu zucken und dann war sie plötzlich ganz still :( Auch solche traurigen Momente gehören leider zum Farmleben dazu. Später haben wir sie noch begraben und Abschied genommen.

Montag, 1. September 2014

It´s baseball time!!

Am Freitag war es endlich soweit: Es ging zusammen mit Johanna, Mascha und Ben, 3 anderen Studenten aus Deutschland, die auf 2 Alpakafarmen in meiner Nähe arbeiten, zu einem Baseball-Spiel nach Toronto. Morgens ging es schon recht früh los, da wir uns alle auf einer Farm getroffen haben und von da aus mit dem Auto Richtung Toronto gefahren sind. Auf dem Hinweg haben wir in Oshawa an einem Shoppingcenter Halt gemacht. Hier gibt es nämlich in jeder etwas größeren Stadt eine riesige Shoppingmeile! Von da aus war es auch gar nicht mehr weit bis Toronto. Vom Stadtrand aus sind wir mit der Subway weitergefahren, da es mit dem Auto zu teuer gewesen wäre und durch den vielen Verkehr auch viel länger gedauert hätte.

Das Spiel fing erst um 7 Uhr abends an. Also hatten wir noch ein bisschen Zeit um am Hafen entlang zu laufen. Einfach traumhaft bei dem schönen Wetter!!
 



Gegen 6 Uhr sind wir dann zum Rogers Center gelaufen, in dem das Baseballspiel stattfand. Die Kanadier nennen es heute immer noch SkyDome, da dies der offizielle Name des Stadions war bevor es vom großen kanadischen Mobilfunkbetreiber Rogers gekauft wurde. Von außen sieht das Stadion atemberaubend aus!! Kein Wunder, dass es eins der Wahrzeichen Torontos ist, das man auf jeder Postkarte wiedererkennt.

 



Bevor das Spiel anfing hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung von Baseball und wusste nur grob worum es überhaupt geht. Gut, dass Johanna uns vor dem Spiel noch etwas über die Regeln im Baseball aufgeklärt hat :D Dafür, dass das Stadion allerdings ausverkauft sein sollte, sah es eine halbe Stunde vor Anpfiff noch ziemlich leer aus. Erst um kurz nach 7 wurde es richtig voll.

Nun hieß es also Toronto Blue Jays gegen die New York Yankees – wobei die NYY klar favorisiert waren.

Von der Grundidee her ist Baseball eigentlich sehr ähnlich wie Brennball. Es gibt insgesamt 9 Inches, in denen jede Mannschaft einmal auf dem Feld spielt. Allerdings wird nicht auf Zeit gespielt, sondern die Anzahl der nicht getroffenen Bälle bzw. der „Foul Balls“ (Bälle, die außerhalb des gültigen Spielfelds geschlagen werden) – das sind die sogenannten „Strikes“ - gibt an, wann ein Inch zuende ist.

In den ersten 6 Inches ist relativ wenig passiert und es stand erst 1:0 für die Toronto Blue Jays. Im 7. Inch wurde es dann richtig spannend und die NYY holten sehr schnell auf. Da wurde auch klar, warum die Mannschaft favorisiert war! Als kurz vor Ende feststand, dass die Heimmannschaft verlieren würde, sind schon sehr viele Zuschauer aus dem Stadion herausgegangen und auch wir haben uns langsam auf den Rückweg zur Subway-Station gemacht, da wir noch einen langen Heimweg vor uns hatten. Die Autofahrt ging allerdings sehr schnell rum und um 1 Uhr war ich schon wieder auf meiner Farm.

 
Auch wenn Baseball ganz sicher nicht meine Lieblingssportart wird, war es ein sehr schöner Tagesausflug! Schließlich ist Baseball eine der Nationalsportarten in Kanada – so wie bei uns in Deutschland Fußball. Da gehört es einfach dazu, sich mal ein Spiel anzugucken J

Donnerstag, 21. August 2014

Großstadtleben pur!

Jetzt bin ich schon seit knapp 3 Wochen in Kanada und es wird langsam Zeit für den ersten Blogeintrag. In den ersten 2 Wochen war erstmal Großstadtfeeling angesagt:

Toronto – Ottawa – Montreal – New York

Die ersten Tage in Toronto war ich noch mit der ganzen Gruppe zusammen und wir hatten gemeinsames Programm wie z.B. bei der deutsch-kanadischen Außenhandelskammer. Den Rest der Zeit habe ich zusammen mit Kira, Laura und Lena die Stadt auf eigene Faust erkundet. Wir hatten uns auf dem Vorbereitungsseminar in Bad Hersfeld kennengelernt und beschlossen, die ersten beiden Wochen in Kanada zusammen zu reisen. Einen Tagesausflug zu den Niagarafällen haben wir auch gemacht. Eine Bootstour direkt an die Wasserfontänen darf natürlich nicht fehlen! Es ist zwar alles sehr touristisch ausgerichtet, mit Casino, Freizeitpark, Aussichtsturm etc., aber trotzdem ein absolutes Highlight!!! 



Mit dem Bus ging es dann in 8 Stunden bei sengender Hitze auf nach Ottawa. Mit den großen Koffern sind wir dann gefühlt durch die halbe Stadt gelaufen bis wir endlich bei unserem Hostel angekommen sind, ein ehemaliges Gefängnis, was von außen sehr vielversprechend aussah. Eigentlich wollten wir nur müde ins Bett fallen und noch schnell etwas essen – aber dann hat sich das leider alles etwas anders entwickelt … Als die Frau an der Rezeption uns mitgeteilt hat, dass es anscheinend eine Doppelbuchung gab und es kein Zimmer mehr für uns gibt, sind wir aus allen Wolken gefallen und haben es erst als eine Art schlechten Scherz gehalten. Nach langem Warten haben wir dann aber noch ein anderes Hostel rausgesucht bekommen und haben uns mit den Koffern wieder auf den Weg gemacht. Mit Stadtplan bewaffnet sind wir also wieder losgezogen und haben uns auf die Suchen nach dem Universitätscampus gemacht, wo wir in einem Studentenwohnheim unterkommen sollten. Die angegebene Straße war allerdings sehr lang und so sind wir über eine halbe Stunde die Straße entlang gelaufen, bis wir feststellen mussten dass wir in die falsche Richtung gelaufen waren und das ganze Stück wieder zurück müssen. Für den Tag waren wir also durch mit Ottawa! Am nächsten Tag stand dann erstmal Erholung an und abends haben wir uns eine Lichtshow über die Geschichte Kanadas am Rathaus gesehen, die wirklich lohnenswert war!!
 

Diesmal mussten wir zum Glück nur 2 Stunden mit dem Bus fahren bis wir schon in Montreal waren und diesmal lag unsere Unterkunft auch direkt neben dem Busterminal. Das einzige Problem in Montreal war nur die Verständigung, da vor allem Französisch gesprochen wurde und auch alle Filme, Bücher, Zeitschriften meistens nicht auf Englisch waren. Der Olympiapark und der Botanische Garten waren auf jeden Fall einen Besuch wert! Einen Tag haben wir auch eine Tagestour zum Mont Royal gemacht und dem Chalet ganz oben auf dem Berg. Die Tour hinauf war ziemlich anstrengend, vor allem bei der Hitze, aber für die Aussicht hat es sich auf jeden Fall gelohnt!!

 

Endlich ging es nun nach NYC!! Aber zuerst hieß es 11 Stunden Busfahrt, weil die Passkontrolle an der Grenze ziemlich lange gedauert hatte… Der erste Eindruck aus dem Fenster im Bus von Manhatten mit seinen vielen Wolkenkratzern war schon fantastisch! Es gab so viel, das wir unternommen haben in der Metropole Amerikas, also hier nur ein paar Höhepunkte. Die Fahrt mit der Fähre vom Süden Manhattans vorbei an der Freiheitsstatue bis nach Staten Island war richtig gut. Die Aussicht auf Downtown Manahtten war ein Traum!!
 


Im Central Park haben wir sogar noch ein Konzert von Passenger erlebt, da war eine super Stimmung und das lange Stehen hat sich auf jeden Fall gelohnt!!
 


Der Besuch vom Rockefeller Center war für mich das Sahnehäupchen am letzten Tag! Zuerst ging es mit dem Aufzug bis in die 67 Etage und von dort aus konnte man dann noch 2 Etagen höher gehen bis man einen top Rundumblick hatte ohne nervige Glasscheiben vor der Kamera zu haben. Besonders der Blick auf das Empire State Building und den Central Park war fantastisch!

 


Dann ging es auch schon wieder zurück nach Toronto – nur diesmal über Nacht. Die Busfahrt war schon ziemlich anstrengend auch wenn der Grenzübertritt diesmal nicht so lange gedauert hat. Am nächsten Tag wurde ich im Hostel von Lillian, meiner Gastmutter, mit dem Auto abgeholt und wir sind knapp 3 Stunden bis zur Farm gefahren. Das Farmgelände hier ist wirklich riesig!! Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und die Kanadier sind einfach super nett.

Bei der Arbeit stehen immer die Tiere im Vordergrund. Eigentlich mache ich immer das, was an Arbeit gerade so anfällt, z.B. Näpfe sauber machen, Wasser wechseln, Disteln rausreißen oder auch im Haushalt helfen. Es ist aber immer sehr abwechslungsreich und auch nicht allzu warm um zu Arbeiten.